Webcam-Interview und Online-Focus-Group: Klassische Tiefenexplorationen digital erneuert

19.08.2016
Dirk Ziems

Den digitalen Konsumenten ist es sehr vertraut, neue Kommunikations- und Chat-Medien für den persönlichen Austausch zu nutzen. Skype, FaceTime, WhatsApp und Snapchat haben sich nicht nur bei jungen, sondern auch bei älteren Generationen auf breiter Front durchgesetzt.

Damit ist für die psychologische Forschung die Grundlage geschaffen, nicht nur im direkten persönlichen Gespräch von Angesicht zu Angesicht, sondern auch in der digitalen Kommunikation über Web-Cam, Audio-Chat oder Text-Chat eine psychologisch anspruchsvolle Gesprächstiefe zu erzielen.

concept m setzt bevorzugt die folgenden digitalen Explorationsverfahren ein:

Webcam-Interview

Webcam-Interviews empfehlen sich bei regional verstreuten oder generell schwer erreichbaren Zielgruppen, bei denen Face-to-Face-Interviews mit hohem Kosten- und Reiseaufwand verbunden wären.

Die Testpersonen werden aufgefordert, sich für die Webcam-Interviews an einen ungestörten Ort zu begeben, und mögliche Ablenkungen auszuschließen. Im Gegensatz zu Telefoninterviews haben Webcam-Interviews den Vorteil, dass der Interviewer über visuellen Kontakt und Augenkontakt eine persönlichere Beziehung zur Testperson aufnehmen kann.

Zudem ermöglicht die Software auch, mittels Screensharing mit der Testperson Testmaterialien zu teilen, etwa zu testende Konzepte, Werbemittel etc., und diese dann im Interview weiter zu besprechen.

In der Praxis hat es sich bewährt, einzelne Webcam-Sessions auf maximal eine Stunde zu begrenzen, um eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre aufrechtzuerhalten. Aufgrund der Flexibilität ist es leicht möglich, die Themen eines Interviews auf zwei zeitlich versetzte Webcam-Sessions zu verteilen. So beispielsweise: Teil 1 des Interviews in der ersten Woche, im Anschluss erstellt die Testperson eine Hausaufgabe, Teil 2 des Interviews mit Besprechung der Hausaufgabe in der Folgewoche.

Vorteile auf einen Blick

PLus Hohe Flexibilität und Vermeidung von Reise- und Kostenaufwand

PLus Visueller Kontakt ermöglicht persönliche Kontaktaufnahme

PLus Einbeziehung von Testmaterialien und visuellem Material durch Screensharing

PLus Möglichkeit zur Vertiefung durch mehrere, zeitlich versetzte kürzere Sessions

 

Online-Focus-Group

Online-Focus-Groups bilden das Gegenstück zu den Webcam-Einzelinterviews. Hier wird eine kleine Gruppe von 4-6 Personen per Videochat zusammengeschaltet und wie in einer klassischen Fokusgruppe in einen moderierten Diskussionsprozess einbezogen.

Auch hier wirkt sich positiv aus, dass durch das wechselseitige Sehen der Personen ein persönlicherer Kontakt entsteht als es eine anonyme Telefonkonferenz ermöglichen kann. Die spezielle Focus-Group-Software ermöglicht auch die Nutzung von visuellem Stimulusmaterial – bspw. gemeinsames Anschauen eines Werbespots. Die Software zeichnet auch alle Teilnehmer in Bild und Ton separat auf, so dass man im Anschluss an die Gruppe auch die Reaktionen einzelner Teilnehmer betrachten kann.

Weitere nutzbare Tools für die Online-Focus-Groups sind u.a. Upload-Möglichkeiten von Bildern, Whiteboard für Mappings und Collagen sowie  – für die anderen nicht sichtbare – Kommentarmöglichkeiten für die einzelnen Gruppenteilnehmer.

Eine Alternative zu Webcam-gestützten Online-Focus-Groups stellen textbasierte Live-Chats dar. In diese kann man erfahrungsgemäß bis zu 15 Teilnehmer einbeziehen. Live-Chats bringen nicht bei jeder Zielgruppe und jedem Thema die Tiefe, die für anspruchsvolle psychologische Forschung vorausgesetzt ist. Bei manchen Themen und Zielgruppen, bspw. Gaming bei männlichen Teenagern, entsteht in den moderierten Live-Chats jedoch sogar eine überlegene Dynamik und Informationstiefe.

Vorteile der Online-Focus-Group auf einen Blick

PLus Flexibilitäts- und Kostenvorteile bei schwer erreichbaren Zielgruppen

PLus Visueller Kontakt ermöglicht persönliche Kontaktaufnahme

PLus Nutzung der Gruppendynamik der Fokusgruppe

PLus Einbeziehung von Testmaterialien und visuellem Material durch Screensharing

PLus Interaktion der Teilnehmer bei der gemeinsamen Erstellung von Collagen und Mappings

PLus Aufzeichnung der individuellen Reaktionen der einzelnen Testpersonen im geschützten persönlichen Kommentarbereich

 

Anwendungsbeispiel / Use Case

Eine Großbank möchte die Einstellungen der internen Kundenberater zu neuen Anlageprodukten testen, und dabei genau die unterschiedlichen Haltungen in verschiedenen Vertriebsregionen erfassen. Um eine möglichst flächendeckende Verteilung der Testpersonen zu erzielen, und auch die Berater in provinziellen und ländlichen Gebieten mit einzubeziehen, wird eine Kombination von Webcam-Interviews und Online-Focus-Groups durchgeführt. In den Explorationen werden auch per Screensharing Stimuli zu neuen Produktkonzepten gezeigt und diskutiert.

Bei Fragen kontaktieren Sie bitte dirk.ziems@test.local

 

Dirk Ziems
Dirk Ziems ist Experte für tiefenpsychologisches Marketing und berät auf Basis von Markt-, Medien- und Kulturforschung weltweit Unternehmen und Konzerne in zahlreichen Branchen und Ländern. Als Mitbegründer der Global Research Boutique Concept M und der Marketingberatung Flying Elephant begleitet er Themen wie die Adaption von Erfolgsprodukten in neuen kulturellen Kontexten, das tiefe Verständnis neuer Konsumgenerationen in China und USA, die Transformation der Werbekommunikation in der neuen digitalen Medienwelt oder die Neuorientierung der Brands in Post-Corona-Zeiten. Dirk Ziems ist auch als Gastdozent an verschiedenen Universitäten tätig.
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