Deutschlandweite Umfrage zu den Images der Spitzenkandidaten – Schulz wird in der SPD kritischer gesehen als die Kanzlerin in CDU

21.09.2017
Dirk Ziems

In der heißen Phase des Bundestagswahlkampfs werden die Bürger medial mit Werbung von Parteien bombardiert. Sei es auf der Straße in Form von Plakaten oder Wahlkampfständen, bei zahlreichen Wahlinformationssendungen, Wahlarenen oder Talkshows im Fernsehen oder im Internet auf YouTube, Facebook und Twitter – es ist kaum möglich nicht mit Wahlwerbung in Kontakt zu kommen.

Bei zahlreichen Veranstaltungen quer durch Deutschland kann man sogar die Spitzenpolitiker persönlich treffen. Diese Phase ist daher der beste Zeitraum, um sich ein Bild über das politische Personal, insbesondere der beiden Kanzlerkandidaten, zu machen.

Im Rahmen einer deutschlandweiten Befragung von 1000 Bürgern haben concept m und SSI in der Woche nach dem TV-Duell die Bürger nach dem Image von Merkel und Schulz befragt. Dabei spielten neben politischen Eigenschaften wie Führungsstärke, Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit auch eher politikferne Eigenschaften wie Sympathie oder das die Politiker langweilig sind, eine Rolle.

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In allen Imagedimensionen schneidet Angela Merkel bei den Befragten deutlich besser ab als Martin Schulz. Führungsstärke attestieren Merkel beispielsweise 61 Prozent, aber nur 30 Prozent sehen diese bei Schulz – bei der Zuschreibung von Kompetenz zeigt sich eine ähnlich deutliche Diskrepanz. Die Befragten finden Merkel auch häufiger sympathischer und vertrauenswürdiger, zudem aber auch etwas langweiliger. Beim Management der Flüchtlingskrise schneiden beide Spitzenkandidaten hingegen vergleichsweise schlecht ab: Weniger als ein Drittel der Befragten findet, dass die Kanzlerkandidaten in diesem Themenbereich ein vernünftiges Politikangebot haben.

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Bei den Anhängern der Parteien (erfasst über eine jeweilige langfristige Parteibindung) werden die jeweiligen Kandidaten naturgemäß positiver bewertet. Immerhin finden aber knapp die Hälfte der SPD-Anhänger Merkel führungsstark. Merkel schneidet bei ihren Anhängern in den erfassten Eigenschaftsdimensionen sehr gut ab und erzielt bei den SPD-Anhängern zumindest Achtungserfolge.

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Schulz schneidet hingegen in den Bewertungen unter seinen Anhängern schlechter ab als Merkel unter Unionfans. Der Rückhalt in der eigenen Partei dringt jedenfalls nicht zu den befragten SPD-Anhängern durch. Schulz begeistert nicht. Er wird zwar als etwas weniger langweilig empfunden als Merkel, für einen Herausforderer aber, der auf Konfrontation und Angriff setzen muss – zumal er ohne politisches Amt ist – ist das zu wenig. Das vorgebrachte Mantra der sozialen Gerechtigkeit schlägt sich nicht in hohen Kompetenzzuschreibungen nieder. Hier führt Merkel ganz klar.

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Wird diese Eigenschaftsbewertung von Merkel in Zusammenhang mit der Persönlichkeitsstruktur der Befragten gebracht, so gibt es einige interessante Einblicke in die Psyche der Deutschen. Hierfür haben wir die 5 Hauptdimensionen der Persönlichkeit über eine 10er Itembatterie erhoben und anschließend jene betrachtet, die in den fünf Dimensionen jeweils überdurchschnittliche Werte haben.

Dabei zeigt sich, dass neurotische Personen Merkel etwas weniger Führungsstärke zutrauen und sie auch weniger häufig kompetent und authentisch finden. Man könnte annehmen – dass diese Leute, die eher gereizt sind und zu genereller Unzufriedenheit und Melancholie neigen – nun prinzipiell mit der Politik und dem Spitzenpersonal unzufriedener sind. Allerdings zeigt sich dieses Muster nicht bei der Bewertung von Schulz. Merkel gelingt es offenbar nicht, diese Gruppe in dem Maße von sich zu überzeugen. Überraschend ist hingegen, dass Merkel unter extrovertierten Personen als authentischer wahrgenommen wird.

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Bei Schulz lassen sich hingegen keine Ausschläge im Positiven wie Negativen bei neurotischen Personen feststellen. Die gefühlige Kampagne von Schulz zum Thema soziale Gerechtigkeit und die Rhetorik des Verstehens der Probleme der hart arbeitenden Menschen, kommt zumindest bei den eher hilfsbereiten, warmherzigen Menschen etwas besser an. Diese bewerten Schulz in den politischen und unpolitischen Eigenschaften leicht besser. Insgesamt liegen diese Werte aber immer noch deutlich unter dem Niveau von Merkel.

Spitzenkandidaten sind im mediatisierten Zeitalter für die Wahlentscheidung eine sehr bedeutsame Bezugsgröße. Merkel schneidet im direkten Vergleich zu Schulz deutlich besser ab, was wichtige Eigenschaften von Kanzlerkandidaten angeht. Die amtierende Kanzlerin scheint also ein asset für die Union zu sein, während Herausforderer Schulz für die SPD eher keine mobilisierende Aufbruchsstimmung erzeugen kann.

Ansprechpartner:

Rochus Winkler
Co-Founder and Shareholder
Fon +49 (0)221 923 590 10
Mail rochus.winkler@test.local

Dr. Martin Schultze
Senior Projektleiter für quantitative Marktforschung
Fon +49 (0)221 923 590 10
Mail martin.schultze@test.local

Zu SSI:
SSI ist einer der weltweit führenden Anbieter von Datenerhebung und Technologie für umfragebasierte Verbraucher- und B2B-Marktforschung. SSI erreicht Befragungsteilnehmer in über 90 Ländern via Internet, Festnetztelefon, Mobil-/Wireless-Anschlüsse und Mixed Access. Neben Online-Stichproben bietet SSI Fragebogenberatung, Programmierung und Hosting, Datenaufbereitung sowie Echtzeit-Reporting und CATI an. Die Mitarbeiter von SSI betreuen über 3.500 Unternehmen weltweit.

Dirk Ziems
Dirk Ziems ist Experte für tiefenpsychologisches Marketing und berät auf Basis von Markt-, Medien- und Kulturforschung weltweit Unternehmen und Konzerne in zahlreichen Branchen und Ländern. Als Mitbegründer der Global Research Boutique Concept M und der Marketingberatung Flying Elephant begleitet er Themen wie die Adaption von Erfolgsprodukten in neuen kulturellen Kontexten, das tiefe Verständnis neuer Konsumgenerationen in China und USA, die Transformation der Werbekommunikation in der neuen digitalen Medienwelt oder die Neuorientierung der Brands in Post-Corona-Zeiten. Dirk Ziems ist auch als Gastdozent an verschiedenen Universitäten tätig.
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